5.
Jan
11

Sudanesische Kontrapunkte

von Ben

Wir alle erinnern uns noch an die Gewalt im Sudan, den Massenmord an den Christen im Süden, verübt durch islamistische Milizen. 2,5 Millionen Menschenleben haben die Bürgerkriege im Sudan gefordert und die Gewaltausbrüche in Dafur dazu geführt, dass zum ersten Mal seit bestehen des Internationalen Strafgerichtshofes ein Haftbefehl gegen einen amtierenden Staatschef verhängt wurde. Doch am 09. Januar findet im Sudan ein Referendum statt, am 09. Januar haben die Christen im verfolgten Süden endlich die Möglichkeit sich ihre Freiheit von muslimischer Unterdrückung zu wählen. So kurz und einfach währe die Geschichte erzählt und wird die Geschichte in den deutschen Medien erzählt (teilweise ergänzt um den Hinweis auf die Geschichte des Sklavenhandels), wäre da nicht - Aljazeerah.

May Ying Welsh erzählt bei Aljazeerah eine andere Geschichte vom Sudan. Die Geschichte eines Landes, das nach dem Bürgerkrieg in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts sich aufmachte, Einigkeit zu erlangen, eines Landes, in dem Menschen aus dem Norden und dem Süden, Moslems und Christen gemeinsam daran gingen, die Zukunft ihres Landes zu bauen. Aber auch die Geschichte eines Landes, das in seinem Bemühen von der Staatengemeinschaft im Stich gelassen wurde, weil ein friedlicher, geeinigter Sudan mit all seinem Reichtum an Ressourcen den Nachbarn und den westlichen Staaten weniger genützt hätte, als ein vom Bürgerkrieg zerrisener und damit schwacher Sudan. Und sie lässt Safwat Fanous, einen Analysten aus dem Norden auf die Verehrung hinweisen, die Führer der südlchen Rebellen, John Garang, auch im Norden entgegengebracht wurde.

Einen nocheinmal anderen Blickwinkel nimmt der Journalist und Filmemacher Hassan Ibrahim ein, der von der Trauer der Nordsudanesen ob der bevorstehenden Teilung berichtet. Und von der tiefen Ientitätskrise der Sudanesen, die in ihrem Wunsch, den (weißen) Arabern näher zu sein und deren Akzeptanz zu erlangen ihr (schwarzes) Afrikanisches Erbe in Form des Südens bekämpft hätten.

Hier wird ein Kontrapunkt gesetzt, gegen die simplen Erklärungsversuche des Westens und vielleicht sollte die Geschichte des Sudan wirklich nicht als Geschichte ethnischer und religiöser Konflikte erzählt werden, sondern als Geschichte eines Landes, das um Frieden und seine Einheit gekämpft hat und in den Momenten höchster Not im Stich gelassen wurde.

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