Archiv für März 2009

Lasst uns irgendwas verbieten

Donnerstag, März 19th, 2009

Ausnahmsweise in aller Kürze: Ich sehe ja irgendwie sogar ein, dass man als Politiker gezwungen ist, sich zu jedem Vorfall zu Wort zu melden und vielleicht zwingt der Beruf sogar zu blindem Aktionismus. Aber wenn ich mir die Reaktionen nach dem Amoklauf in Winnenden ansehe, frage ich mich doch, warum es notwendig sein sollte, die Gefühle der Betroffenen und das Andenken der Opfer durch dumme Äußerungen zu beleidigen. Jedesmal wenn irgendwo ein Jugendlicher durchdreht steht mit Sicherheit ein Politiker auf und schreit nach dem Verbot von “Killerspielen”. Und was verbieten wir dann als nächstes? Nationalhymnen? Die Ilias? (An dieser Stelle Dank an Professor Walter.) Langsam nervt es!

Klima und Kultur

Sonntag, März 1st, 2009

Beschäftigt man sich mit unterschiedlichen Kulturen, insbesondere ihrer Entwicklung, stellt man sich irgendwann die Frage, warum sich gerade Europa (und mit Europa Nordamerika) schneller und weiter entwickelt hat, als der Rest der Welt. Wo liegen die Gründe für die geistige, auf jeden Fall aber technische, überlegenheit Europas? (Bei aller Diskussion um den angeblichen Werteverlust, betrachte ich die Idee von Menschenrechten mit universeller Geltung, von Gleichberechtigung und Freiheit als Fortschritt.)

Die jüngste Erklärung die mir - im privaten Kreis, aber mit Verve vorgetragen - begegnet ist, ist so simpel wie einleuchtend: die komfortable klimatische Situation Europas. In der Tat haben sich alle Hochkulturen in Gebieten von besonderer Fruchtbarkeit entwickelt. Sei es das Babylonische Reich zwischen Euphrat und Tigris, das alte ägypten im erntereichen überflutungsgebiet des Nil oder in Italien. Fruchtbares Land ist die Voraussetzung für städtische Entwicklung, die Arbeitsteilung und Spezialisierung mit sich bringt und damit Weiterentwicklung.

Aber: Warum hat sich zum Beispiel Japan nicht wie Europa entwickelt, obwohl es doch den technischen Rückstand nach der erzwungenen öffnung des Landes rasant aufgeholt hat? Warum haben die nordamerikanischen Staaten sich nach der Ankunft der Europäer parallel zu diesen entwickelt, davor aber nicht? Oder, um das Ganze noch kleinteiliger zu betrachten, warum begann die Industrialisierung in England und nicht im klimatisch vergleichbaren Mitteleuropa? Weil die geistigen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen günstig waren.

Das zeigt vor allem eins, dass monokausale Erklärungen schön weil einfach sind, leider jedoch den letzten Realitätsbezug vermissen lassen.