4.
Jul
09

Die Medien und die Wahrheit

von Ben

Die Vertreter der deutschen Zeitungsverlage fordern in letzter Zeit immer stärker den Schutz der Zeitungen, da diese angesichts der kostenlosen Konkurrenz des Internets angeblich vom Aussterben bedroht seien. Die freiheitlich-demokratische Grundordnung bedürfe aber des Qualitätsjournalismus, den die Zeitungen liefern. Qualitätsjournalismus?

Vergleicht man die Berichterstattung der deutschen Medien zu den aktuellen Geschehnissen in Iran mit der Berichterstattung zum G8-Gipfel in Heiligendamm bekommt der Begriff „Qualitätsjournalismus“ eine ganz neue – nun ja – Qualität.

Die deutschen Printmedien haben ohne nennenswerte Ausnahme sehr positiv über die Proteste in Iran berichtet. Die Maßnahmen der iranischen Sicherheitsbehörden wurden dabei ausdrücklich kritisiert. Erinnert man sich demgegenüber an die Berichterstattung aus Heiligendamm so fällt eines auf: die Kritik an den deutschen Sicherheitskräften hielt sich in engen Grenzen. Die bereits im Vorfeld erfolgte Gängelung der Demonstranten wurde ebenso ignoriert wie die massiven übergriffe auf friedliche Protestierer (natürlich, welcher Polizist ist schon so verrückt, den schwarzen Block anzugreifen). Und selbst menschenunwürdige Käfighaltung der Verhafteten und die ungerechtfertigte Beschränkung Ihrer Grundrechte (und nichts anderes ist die Vorenthaltung eine Anwalts) wurde noch mit einem Augenzwinkern quittiert, statt mit Forderungen nach dem Rücktritt der zuständigen Innenminister. So weit ich mich erinnere haben sich die ausländischen Medien keine derartige Zurückhaltung auferlegt.

Woher aber diese selektive Berichterstattung? Selbstzensur? Vielleicht wollten die Medien nach dem „Sommermärchen“ 2006 nicht die ersten sein, die die schwarz-rot-goldne (Selbst-)Herrlichkeit stören.

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