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Iran - was passiert?

Mittwoch, Juli 1st, 2009

Es ist still geworden um den Protest in Iran - zumindest in den meisten deutschen Medien. Trotz der Verve mit der die Protestierer sich dagegen wehrten, von Ihrer Regierung betrogen zu werden, scheint der Aufstand in Iran das Schicksal so vieler Protestbewegungen gegen autoritäre Regime zu teilen - er bricht unter der Wucht exekutiver und judikativer Maßnahmen zusammen.

Von den Differenzen im Detail abgesehen gibt es sowieso nur drei Möglichkeiten, wie eine Revolution sich entwickeln kann. Erstens gewaltsam zugunsten der Aufständischen, wenn sich Armee und/oder Sicherheitskräfte der Revolution anschließen. So ist es geschehen bei der Mutter aller europäischen Revolutionen, der französischen, so ist es aber auch geschehen beim serbischen Aufstand 2000 als sich die Eliteeinheiten des Innenministeriums zuerst weigerten, gegen die Demonstranten vorzugehen und sich ihnen schließlich sogar anschlossen.

Die zweite Möglichkeit ist, dass die Sicherheitskräfte die erhaltenen Befehle befolgen und der Regierung die Treue halten. Dann findet der Aufstand ein mehr oder weniger blutiges Ende, wie der Aufstand am 17. Juni 1954, der Prager Frühling oder die Demonstrationen am Platz des Himmlischen Friedens.

Die dritte Möglichkeit ist schließlich, dass sich die Regierung der Gewalt enthält, sei es angesichts einer breiten Opposition, sei es aus Sorge um die Reaktionen des Auslandes. Dann haben die Revolutionsbemühungen Erfolg - wie zum Beispiel die Montagsdemonstrationen in der DDR.

Insgesamt weisen diese Beispiele bereits den Weg für die Revolution in Iran: Entweder, den Demonstranten gelingt es, breite Zustimmung in der Bevölkerung zu gewinnen und so die Sicherheitskräfte auf ihre Seite zu ziehen, oder sie erhalten Unterstützung von anderen Autoritäten, die die Sicherheitskräfte von einem gewaltsamen Vorgehen gegen die Demonstranten abhalten können. Solange jedoch Regierung und Polizei/Armee an einem Strang ziehen, haben die Demonstranten keine Chance - so sehr ich es Ihnen auch wünsche.

Freiheit auf Deutsch und Farsi

Sonntag, Juni 21st, 2009

Eigentlich ist es nicht zu glauben: In der gleichen Woche, in der Deutschland einen weiteren Schritt tut in Richtung Überwachungsstaat, erhebt sich in Iran die Opposition, um die Ketten der Diktatur abzuschütteln. Während die Deutschen taten- und (nahezu) widerstandslos zusehen, wie in ihrem Land, dem Land der Paulskirche und des Grundgesetzes, die Zensur eingeführt wird, demonstrieren die Iraner ungeachtet der Gefahr für ihr Leben für die Freiheit. Und während deutsche Politiker Ihre Unwissenheit und ihre mutwillige Unlust, zu handeln hinter orwell’schen Überwachungsphantasien verstecken, riskieren iranische Politiker den Tod.

Pflanzt die schwarzrotgoldne Fahne auf die Höhe des deutschen Gedankens, macht sie zur Standarte des freien Menschtums, und ich will mein bestes Herzblut für sie hingeben.

Vielleicht müssen wir Heine enttäuschen, vielleicht stellt es sich bald heraus, dass die Farben der Freiheit nicht Schwarz, Rot und Gold sind, sondern Grün, Weiss und Rot.

Schwule Krieger

Sonntag, Juni 21st, 2009

In den USA hat Barack Obama eine Diskussion über den Umgang mit homosexuellen Angehörigen der Streitkräfte angestoßen. Bisher galt die eindeutige Regel, dass Homosexuelle in den Streitkräften dienen dürfen, sofern sie sich nicht öffentlich dazu bekennen (”don’t ask, don’t tell policy”). Das Hauptargumente gegen eine Gleichstellung bekennender Homosexueller ist alt, bekannt und auch hier wieder zu hören: Homosexuelle Soldaten störten die Kameradschaft (weil sie ihren Kameraden nachstellen oder ihre Kameraden sich verfolgt fühlen).

Interessanterweise hatte einer der effektivsten Armeen der griechischen Antike, die spartanische keine derartigen Vorbehalte. Nicht nur war Homosexualität in Form der Knabenliebe im antiken Griechenland gesellschaftlich akzeptiert (und in Sparta institutionalisiert), auch in der Armee bestanden keine derartigen Vorbehalte. Die Lakedaimonier gingen sogar soweit, Paare direkt nebeneinander in die Phalanx zu stellen. Sie folgten dabei dem Gedanken, dass keiner der beiden vor dem Geliebten als feige würde erscheinen wollen und dadurch die Schlagkraft der Phalanx sogar gestärkt würde.

Dem scheint in gewisser Weise eine Erfahrung zu widersprechen, die die israelische Armee machen musste, als sie Frauen in Kampfverbänden einsetzte. Die Gegenwart von Frauen führte wohl dazu, dass sich die männlichen Kameraden höheren Risiken aussetzten, wenn es galt verwundete Frauen zu bergen und das Schicksal der Einheit dem Schicksal des (weiblichen) Individuums unterzuordnen. Der Rückschluss auf eine besondere Gefährdung der Spartiaten aufgrund des Einsatzes von Homosexuellen wäre jedoch aus zwei Gründen falsch: zum Ersten rührt der übertriebene Einsatz für die weiblichen Kameraden nicht von einer besonderen persönlichen Bindung her, sondern von der westlichen Vorstellung des besonderen Schutzanspruchs der Frau. Eine derartigen Vorstellung war aber den Spartanern nicht nur fremd, sie käme auch in der rein männlichen Phalanx nicht zum Tragen. Zum zweiten ermöglicht die moderne individualisierte Kampfweise die Inkaufnahme besonderer Risiken. Während es in modernen Kriegen durchaus notwendig sein mag, die Deckung zu verlassen, um verwundete Kameraden zu bergen, stellt sich bei einer geschlossenen Kampfweise wie der der spartanischen Phalanx dieses Problem nicht. Entweder, die Phalanx ist geschlossen, dann führt die Gegenwart des Geliebten sehr wahrscheinlich dazu, dass keiner sich die Blöße gibt, die Formation zu verlassen, oder aber die Einheit befindet sich im Nahkampf, dann ist jeder der beiden bemüht, zu überleben und Ruhm zu ernten. Die Situation des zwischen den Linien liegenden Verwundeten gehörte jedoch nur in seltenen Ausnahmefällen zur Wirklichkeit der antiken Feldschlacht.

Mit Blick auf dieses weit entfernte historische Beispiel ist es den Amerikanern also anzuraten, ihre Politik des Verschweigens aufzugeben. Eine Schwächung der Kampfkraft ihrer Armee wird sich daraus nicht ergeben.

Daneben oder emma versteht es nicht

Sonntag, Juni 21st, 2009

Ich gebe gerne zu, dass ich schon so manches mal Gelegenheit hatte, mich über emma im Allgemeinen und Alice Schwarzer im Besonderen zu ärgern - besonders, wenn sie Unsinn in der Welt verbreiten, und ich mir ausmale, welchen Schaden sie damit womöglich Ihrem eigentlich ehrenwerten Anliegen zufügen. Auf ihren neuen Missgriff hat mich Fefes Blog aufmerksam gemacht (danke an dieser Stelle!). Emma lässt sich in einem aktuellen Beitrag auf ihrer Homepage über das neue Internetzensurgesetz aus. Mein Lieblingszitat ist - nachdem die Meinung von Josef Joffe wiedergegeben wurde, es handle sich bei der Sperrung von Internetseiten um Zensur:

Wohlgemerkt: Wir sprechen hier von Seiten, auf denen Säuglinge und Schulkinder vergewaltigt und gefoltert werden.

Das zeigt doch mal wieder, wie wenig bei emma verstanden wird und wie durchsichtig Propaganda gemacht werden soll. Abgesehen davon, dass ich persönlich keine Ahnung habe, was genau auf kinderpornographischen Seiten dargestellt wird (womit verbringen die emma-Redakteurinnen eigentlich ihre Freizeit?), Geht es eben nicht allein um Säuglinge und Schulkinder, sondern „nebenbei“ auch um Jugendpornographie und um graphische, also nicht realistische, Darstellungen. Und das ist nur der erste Schritt - in der CDU denk man mittlerweile laut darüber nach, auch “Killerspiele” und Tauschbörsen auf die Sperrliste zu setzen. Aber davon wollen Zensursula und emma nichts gehört haben. Der Polizeipsychologe Prof. Adolf Gallwitz weist schon den Weg (Zitat nach emma):

Wir müssen verhindern, dass Viertklässler selbstverständlich mit den unglaublichen pornografischen Bildern im Internet aufwachsen. Denn das wird die nächste Generation der Konsumenten.

Daraus entnehmen wir doch zwei Dinge: Erstens muss sämtliche Pornographie zensiert werden (so viel zum Thema Beschränkung auf Kinderpornographie; zweitens wird jeder Konsument von Pornographie automatisch zum Konsumenten von Kinderpornographie. Und der Mann ist wirklich habilitierter Psychologe? Dann beantrage ich hiermit den Ausschluss der Psychologie aus dem Kanon der universitären Fächer.

Zum Ende hin dann noch die ungnädige Forderung, der Chaos Computer Club möge seine Kompetenz doch nutzen, um selbst gegen Kinderpornographie zu kämpfen und die Polizei zu unterstützen. Wahrscheinlich ist es emma mal wieder entgangen, dass genau das geschehen ist, hat doch ein Mitglied des CCC die dänische Sperrliste untersucht und alle darauf befindlichen deutschen Server der berliner Polizei gemeldet – die daraufhin untätig geblieben ist.

Alles in allem wäre es besser, emma würde sich, statt in verfehlter weiblicher Solidarität Zensursula bei der Errichtung einer Zensurinfrastruktur zu unterstützen, ernsthaft mit dem Thema beschäftigen und das fordern, was unsere Kinder verdienen – Schutz, nicht Sichtschutz.

Nachtrag:
In einem älteren Artikel zum gleichen Thema findet sich folgendes Zitat:

Man kann es letzten Endes nur erschweren, nicht aber völlig verhindern, dass Menschen, de facto: Männer, im Internet auf kinderpornografische Seiten zugreifen.

Liebe emma, es mag Euch vielleicht entgangen sein - mangels ernsthafter Beschäftigung mit diesem Thema unterstelle ich - aber sexueller Missbrauch von Kindern (und der Konsum von Kinderpornographie) ist mitnichten ein männliches Phänomen. Die Täter mögen überwiegend Männer sein, aber nicht ausschließlich. Spart Euch also in Zukunft den Sexismus.

Allgemeines: Internetzensur

Donnerstag, Mai 28th, 2009

Die Petition gegen Indizierung und Sperrung von Internetseiten hat gerde die 100.000-Mitzeichner-Marke durchbrochen. Es ist doch schön zu sehen, dass sich gegen die diletantischen Zensurversuche unserer Politiker (beim CCC käme jetzt noch die “namentliche” Nennung von Zensursula) auf so viel Widerstand stoßen. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich der eine oder andere Politiker auch dafür interessiert. Hier also nocheinmal die Bitte an alle: unterschreibt!