21.
Jun
09

Schwule Krieger

von Ben

In den USA hat Barack Obama eine Diskussion über den Umgang mit homosexuellen Angehörigen der Streitkräfte angestoßen. Bisher galt die eindeutige Regel, dass Homosexuelle in den Streitkräften dienen dürfen, sofern sie sich nicht öffentlich dazu bekennen (”don’t ask, don’t tell policy”). Das Hauptargumente gegen eine Gleichstellung bekennender Homosexueller ist alt, bekannt und auch hier wieder zu hören: Homosexuelle Soldaten störten die Kameradschaft (weil sie ihren Kameraden nachstellen oder ihre Kameraden sich verfolgt fühlen).

Interessanterweise hatte einer der effektivsten Armeen der griechischen Antike, die spartanische keine derartigen Vorbehalte. Nicht nur war Homosexualität in Form der Knabenliebe im antiken Griechenland gesellschaftlich akzeptiert (und in Sparta institutionalisiert), auch in der Armee bestanden keine derartigen Vorbehalte. Die Lakedaimonier gingen sogar soweit, Paare direkt nebeneinander in die Phalanx zu stellen. Sie folgten dabei dem Gedanken, dass keiner der beiden vor dem Geliebten als feige würde erscheinen wollen und dadurch die Schlagkraft der Phalanx sogar gestärkt würde.

Dem scheint in gewisser Weise eine Erfahrung zu widersprechen, die die israelische Armee machen musste, als sie Frauen in Kampfverbänden einsetzte. Die Gegenwart von Frauen führte wohl dazu, dass sich die männlichen Kameraden höheren Risiken aussetzten, wenn es galt verwundete Frauen zu bergen und das Schicksal der Einheit dem Schicksal des (weiblichen) Individuums unterzuordnen. Der Rückschluss auf eine besondere Gefährdung der Spartiaten aufgrund des Einsatzes von Homosexuellen wäre jedoch aus zwei Gründen falsch: zum Ersten rührt der übertriebene Einsatz für die weiblichen Kameraden nicht von einer besonderen persönlichen Bindung her, sondern von der westlichen Vorstellung des besonderen Schutzanspruchs der Frau. Eine derartigen Vorstellung war aber den Spartanern nicht nur fremd, sie käme auch in der rein männlichen Phalanx nicht zum Tragen. Zum zweiten ermöglicht die moderne individualisierte Kampfweise die Inkaufnahme besonderer Risiken. Während es in modernen Kriegen durchaus notwendig sein mag, die Deckung zu verlassen, um verwundete Kameraden zu bergen, stellt sich bei einer geschlossenen Kampfweise wie der der spartanischen Phalanx dieses Problem nicht. Entweder, die Phalanx ist geschlossen, dann führt die Gegenwart des Geliebten sehr wahrscheinlich dazu, dass keiner sich die Blöße gibt, die Formation zu verlassen, oder aber die Einheit befindet sich im Nahkampf, dann ist jeder der beiden bemüht, zu überleben und Ruhm zu ernten. Die Situation des zwischen den Linien liegenden Verwundeten gehörte jedoch nur in seltenen Ausnahmefällen zur Wirklichkeit der antiken Feldschlacht.

Mit Blick auf dieses weit entfernte historische Beispiel ist es den Amerikanern also anzuraten, ihre Politik des Verschweigens aufzugeben. Eine Schwächung der Kampfkraft ihrer Armee wird sich daraus nicht ergeben.

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