Archiv für ‘Uncategorized’ Category

Zitat des Tages (nachgereicht): Abtprimas Notker Wolf OSB

Sonntag, Mai 16th, 2010

Wenn ich jetzt die Zahlen lese, allein 15.000 [Fälle sexuellen Mißbrauchs] die gemeldet wurden im Jahr 2008, dann kann es nicht allein am Zölibat liegen, vielleicht auch aber das muss diskutiert werden.
(ARD Morgenmagazin vom 18.03.2010)

Der Benediktiner Wolf stellt den Zölibat in Frage, der Jesuit Mertes stellt (auf dem ökumenischen Kirchentag) den Zölibat in Frage - das sind nicht irgendwelche Weltpriester, die sich durch eine Aufhebung des Zölibats eine Legitimierung ihrer Liebschaften erhoffen, es sind Mönche, einer von ihnen der ranghöchste Vertreter seines Ordens. Langam wird es interessant.

Opfer- oder Grundsatzdiskussion?

Sonntag, Mai 16th, 2010

München, Ökumenischer Kirchentag, Podiumsdiskussion “Nichts gesehen, nichts gehört, nichts gesagt”: Nachdem der Leiter des Canisius-Kollegs, Klaus Mertes SJ, und der Psychologe und Theologe Wunibald Müller unter dem Applaus des Publikums einen anderen Umgang der katholischen Kirche mit Sexualität gefordert haben ruft der Bischof von Trier, Stephan Ackermann, dazu auf, bei allen Debatten über Ausrichtung und Organisation der Kirche doch die Opfer nicht aus dem Blick zu verlieren - und wird prompt vom Publikum ausgebuht. “What the fuck?” denkt sich da der unbedarfte Zuhörer. Zuerst bemängelt alle Welt, dass sich die Kirche nicht genug um die Opfer kümmert und wenn dann ein Würdenträger der Kirche dazu aufruft, sich um die Opfer zu kümmern ist es wieder nicht recht.

Natürlich kann man Ackermann jetzt vorwerfen, er wolle mit dem Hinweis auf die Opfer nur von dringend notwendigen Strukturdebatten ablenken und ernsthafte innerkirchliche Konsequenzen verhindern. Andererseits ließe sich den anderen Herren mit dem gleichen Recht vorwerfen, sie versuchten den Mißbrauchsskandal zu instrumentalisieren, um Kirchenpolitik zu betreiben. Beide Vorwürfe scheinen mir ungerechtfertigt: weder kann einem Bischof, der angesichts des Ausmaßes des Skandals verunsichert ist und sich den Opfern widmen möchte aus dieser Absicht ein Strick gedreht werden, noch ist es angezeigt, Theologen, die längst überfällige Reformdebatten anstoßen wollen, niedere Beweggründe zu unterstellen. Das allerdings vor allem deshalb, weil alle Beteiligten in erster Linie Seelsorger sind - wären sie Politiker, wäre meine Einschätzung eine andere.

Zitat des Tages: Gerhard Papke (FDP)

Donnerstag, Mai 13th, 2010

Parteien, die sich mit kommunistischen Verfassungsgegnern verbünden wollen, kommen für die FDP nicht als Gesprächspartner in Frage, erst recht nicht als mögliche Koalitionspartner
(zit. nach wdr)

Bravo! Endlich spricht es mal jemand aus! Wer außer der FDP verteidigt uns noch gegen die mongolischen Horden, gegen das Bündnis aus Bolschewismus und internationalem Finanz… juden… Ähhh… Moment…

Medien und Wissenschaft

Donnerstag, Mai 13th, 2010

Uwe Walter setzt sich im FAZ-Blog Antike und Abendland nach seiner Kritik an der Darstellung der aktuellen Troja-Debatte in der ZDF-Sendung Terra X nun mit dem Verhältnis von Wissenschaft und Medien auseinander. Er kommt zu dem nicht gerade verwunderlichen Schluss, dass die Darstellung komplexer wissenschaftlicher Sachverhalte im Fernsehen sehr unzureichend ist, wissenschaftlicher Anspruch und die Vermittlungsmöglichkeiten durch das Fernsehen wahrscheinlich nicht zusammenpassen.

Für den Bereich der Geschichtswissenschaft, deren heutige Aufgabe vornehmlich in der Darstellung und Ergründung von Zusammenhängen besteht und die, dem alten Quellenproblem geschuldet, immer offen für Diskussion ist, hat er sicher recht. Was für die Geschichtswissenschaft gilt, gilt jedoch in gleichem Maße für alle Gesellschafts- oder Kulturwissenschaften – die Komplexität ihrer Forschungsgegenstände macht es (nahezu?) unmöglich, ihre Erkenntnisse so aufzubereiten, dass sie über das Fernsehen vermittelbar sind, es sei denn, sie werden in einem Maß simplifiziert, dass Gefahr läuft, die Grenze zur Falschdarstellung zu überschreiten.

Aber welche Konsequenzen sind daraus zu ziehen? Sollte sich die Geschichtswissenschaft damit abfinden, dass das Fernsehen keinen angemessenen Umgang mit ihr kennt und die Zusammenarbeit verweigern? Oder sollte das Fernsehen – im Interesse einer umfassenden Information der Zuschauer – sein Format anpassen und weniger auf spektakuläre Effekte als auf Darstellung von Diskursen setzen? Letzteres hätte im Extremfall zur Folge, dass aus den “History”-Sendungen, bisher voll von eindrucksvollen Spielfilmszenen und mitreißenden zeitgenössischen Filmsequenzen (besonders beliebt wenn es um den Zweiten Weltkrieg geht), Diskussionsrunden nach dem Vorbild des Literarischen Quartetts würden. In ersterem Fall müsste die Gesellschaft damit leben, dass es eine dreigeteilte historisch informierte öffentlichkeit gäbe: die Akademie, das interessierte Publikum, das sich über Zeitschriftenbeiträge und Vorträge informiert, und eine eigentlich nicht informierte öffentlichkeit, deren Wissen aus Filmen auf dem Niveau von Gladiator beruht.

Andererseits gebe ich zu, das Letzteres weniger ein Ausblick in die Zukunft als mehr eine Zustandsbeschreibung ist. Und so passiert es einem (also mir), dass einem mit Begeisterung von den neuesten Erkenntnissen der Trojaforschung berichtet wird (Zitat: “Troja war gar nicht Troja, Schliemann hat an der falschen Stelle gegraben!”). Dass die Theorien von Schrott mehrheitlich abgelehnt werden, dass die politische Bedeutung von Troja sowieso umstritten ist, dass über die historische Person Homers keinerlei Einigkeit herrscht – dergleichen Ärgerlichkeiten hat das ZDF seinen Zuschauern vorenthalten. Vielleicht hat man Angst, seine Zuschauer zu überfordern.

Krise und politisches Personal

Dienstag, Mai 11th, 2010

Wenn ich mir die Ideenlosigkeit unserer Politiker und die um sich greifende Frustration in der Wählerschaft ansehe, frage ich mich regelmäßig, ob wir es eigentlich mit einer furchtbar degenereirten Politikerklasse zu tun haben, oder ob die Gründe für diesen Mangel an Visionen, die Mittelmäßigkeit und Weigerung, Entscheidungen zu treffen vielleicht doch eher in der aktuellen Krise zu finden sind.

Frühere Generationen hatten natürlich auch ihre Krisen: Kubakrise, Ölkrise, Deutscher Sommer, Zusammenbruch des Ostblocks usw. Aber erstaunlicherweise waren alle diese Krisen im Kern innen- oder außenpolitische Krisen. Derzeit taumeln wir jedoch von einer Wirtschaftskrise zur nächsten: Immobilienkrise, Bankenkrise, allgemeine Wirtschaftskrise, Währungskrise… die eigentliche Frage ist nicht, wann “die Krise” vorbei ist, sondern nur, was in dieser Eskalationsspirale als nächstes kommt. Und hier kommen wir aus meiner Sicht zum Kern des Problems: Erstens ist die gesamte Krise eine eher langfristige Angelegenheit - sie hat sich über Jahre vorbereitet und es wird etliche Jahre dauern, die Folgen zu verarbeiten. Politiker sind nicht darauf ausgerichtet, langfristig zu denken. Der Horizont reicht längstens bis zur nächsten Wahl - und gerade in Deutschland ist ständig irgendeine Wahl. Zweitens aber - und das scheint mir noch wichtiger zu sein - greift die Krise die Grundlagen unserer Gesellschaftsordnung an, die Wirtschaft. Durch die Krise wird alles was wir bisher für selbstverständlch gehalten haben in Frage gestellt. Die Lösung kann eigentlich nur in einer neuen Werteordnung liegen.

Dass unsere Politiker, sozialisiert in einer Zeit, in der die bestimmenden Ideologien, der Kapitalismus und der Kommunismus, sich beide kritiklos dem Primat der Ökonomie unterworfen haben, mit dieser Aussicht überfordert sind, kann ich sogar verstehen. Dass so viele von ihnen es dennoch weiterhin wagen, sich in der Öffentlichkeit als Heilsbringer und Lichtgestalten zu inszenieren ist jedoch unverzeihlich.